To us a child is born

Notes about the image (in English and German)


The words Puer natus est nobis frame the right side of this depiction of the three wise men visiting baby Jesus
To us a child is born
Glass painting
Bernd Hildebrandt 2013

To us a child is born

For weeks reporters from all over the world watched with unprecedented interest a door in London, behind which the birth of a royal child was expected. In these summer days my glass painting for this year’s Christmas card had already been completed. The contrast in the stories around two important births, lying 2000 years apart, could not be greater. But my interest focused on a comparison of a different kind. It centred on the theme “to us a child is born”, which is, or should after all be the reason for meaningful Christmas celebrations. The message is not as straightforward as it seems and gives opportunities for many interpretations.

For instance the Bible story of the Magi, the wise men, also frequently referred to as kings, is not only a popular choice for Christmas cards, but has in folklore, custom and art been favoured over centuries in many countries and remains an important part of Christian tradition. I add here to the large pool of images my own version:

What Matthew 2 tells us about the adoration of these distinguished foreigners, who traditionally were representatives of faraway lands, has no parallel in Christian writing of the first century. Links have been suggested to Old Testament prophecies and references in the Psalms, but they are confusing and unconvincing. We cannot second-guess Matthew’s reason for including this ever popular legend in his Gospel. But when we hear this narrative year after year cited for Christmas and Epiphany, it conveys the message that people, who and where they may be, will be led to God if they earnestly seek him out. These men of many names accepted a revelation without argument, without seeking rational explanations, without looking for personal advantages; they submitted respectfully to the unexplainable holy experience.

In my picture I exchanged the gift offered by one of the kings with a globe of the world as a symbol of submission of all worldly powers to the holy child. We all experience daily, directly or indirectly, the grave consequences, when unscrupulous rulers cling to power to which they have no right.

The second element for the picture seems to have chosen itself from uncountable possibilities. In a book with examples of modern calligraphic art, I was drawn to the plain, but impressive depiction of the words “puer natus est nobis”. The full-page illustration carried the title “Christmas Greetings”. The translation “to us a child is born” led me straight to one of the great visions of the prophet Isaiah: The people walking in darkness have seen a great light … For to us a child is born, to us a son is given, and the government will be on his shoulders. And he will be called Wonderful Counsellor, Mighty God, Everlasting Father, Prince of Peace (Isaiah 9).

At the time of Christ’s birth around 700 years had gone by, but Israel had still not seen Isaiah’s prophecy fulfilled. Expecting the lofty titles and qualities worthy only of an exceptional leader of its people, none of their great kings measured up. But they refused to surrender their hope of the ideal king. Neither the prophets nor the faith of the people recognised that God, in his eternal love for his people, had revealed to Isaiah his way of restoring a lost relationship for all eternity. For God so loved the world that he gave his one and only son (John 3.16). God’s plan to become flesh, assuming a human nature in the man Jesus Christ, remained beyond all understanding.

The child in the manger, the deeds and teaching of the carpenter’s son from Nazareth, the forsaken man on the cross could not be further away from the image of the expected Messiah.

When we, despite a sign that will be spoken against (Luke 2.34), celebrate Christmas again this year, then this shows that the “puer natus est nobis” remains at the centre of our faith as an expectation without bounds. And more than in any other human expression, the “puer natus est nobis” can be found in music, not only implied in our Christmas hymns, but specifically and literally in many choral works of our greatest composers, and as early as the Gregorian chants of the medieval liturgy.

In my glass painting, instead of a prophet, I chose an angel as God’s messenger to point at the divine proclamation “to us a child is born”. Martin Luther emphasised the miracle that God himself became one of us, as the centre of Christmas, when he wrote: ”We cannot conceive any other God as the one who descended from heaven as man. I start at the manger.” May this be also the right start for us.

Bernd Hildebrandt, Christmas 2013

 


Uns ist ein Kind geboren

Mit größtem Interesse waren wochenlang die wachen Augen der Reporter aus aller Welt auf eine Londoner Tür gerichtet, hinter der die Geburt eines Königskindes erwartet wurde. Da lag ein Bild zur Feier der Weihnacht bereits fertig auf meinem Schreibtisch. Der Gegensatz in diesen über 2000 Jahre auseinander liegenden Geburtsgeschichten kann nicht größer sein.

Mir ging es um den Versuch einer Zusammenschau ganz anderer Art, denn die Botschaft der Weihnacht “uns ist ein Kind geboren” ist bei aller Klarheit gleichzeitig in Widersprüche verwickelt, die hier nur  angedeutet werden können. Immer, wenn ich zu Weihnachten einen Gedanken ins Bild setzte, war es eine Herausforderung, der ich mich nicht entziehen wollte; war es doch meine persönliche Möglichkeit, in dieser Festzeit eine Kommunikation mit Mitmenschen offen zu halten.

Ein unübersehbar populäres Image auf Weihnachtskarten, die im englischen Kulturraum oft einem Geschenk noch vorrangig sind, war schon immer die Darstellung der heiligen drei Könige. Und wenn ich mal jemanden nach einer Anregung für ein neues Motiv fragte, wurden immer und ausschließlich die bereits erwähnten Könige genannt.

Die Verehrung des Jesuskindes in Matthäus 2, durch die königlichen Weisen oder weisen Könige, den traditionell heidnischen Würdenträgern aus der damals bekannten Umwelt, hat keine Parallelstelle in den christlichen Schriften des 1. Jahrhunderts. Ob es eine ausgeschmückte, ja überhaupt wahre Begebenheit war, bleibt unbeantwortet. Doch selbst wenn es ein literarisches Kunstwerk ist, das der Evangelist absichtlich hier in die Heilsgeschichte einfließen lässt, zu Weihnachten und Epiphanias wird es gern kritiklos entgegen genommen. Betont es doch die Erfahrung, dass Menschen von weit her und auf verschiedenen Wegen zur Anbetung des Heilands geführt werden. Mit Dankbarkeit wird das überwältigende Ereignis der Menschwerdung Gottes unterstrichen, das durch Geburt, Erdenwandel, Tod und Auferstehung der Welt Erlösung bringt.

Gern nehmen wir den Stern von Bethlehem in unsere Weihnachtsfeiern und machen uns keine Gedanken darüber, welches astronomische Ereignis diesem Licht zuzuschreiben ist. Die weisen Könige sind Sinnbild der Suchenden unter uns Menschen, und sie finden Gott. Sie diskutieren nicht, drängen nicht auf Erklärung des Unerklärbaren, schielen nicht auf Vorteile, sondern ergeben sich ehrfurchtsvoll dem heiligen Wunder. Ich erlaubte mir im Bild einem König eine Weltkugel in die Hand zu geben als Sinnbild des Verzichtes auf weltliche Macht, an der Herrscher erfahrungsgemäß all zu oft mit Gewalt folgenschwer festhalten.

Mein anderer Beweggrund für das Bild ist herausgehoben aus Quellen endloser Möglichkeiten. Da schöpfe ich mit einem Fingerhut aus einem unerschöpflichen Gedankenmeer. In einem Buch mit Beispielen moderner Schriftkunst, fielen mir die schlicht, doch eindrucksvoll gestalteten Worte “puer natus est nobis” ins Auge, und nach der Bezeichnung “Weihnachtsgrüße” war ich mit der Übersetzung “uns ist ein Kind geboren” bereits mitten in einer großen Vision des Propheten Jesaja:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und denen die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst  (Jesaja 9).

Zur Zeit Jesu waren diese über 700 Jahre alten Prophetenworte in Israel wohl bekannt, doch man sah sie nicht erfüllt. Die für einen irdischen Herrscher erwarteten Ehrentitel erachtete Israel keinem seiner großen Könige würdig. Die auf die Propheten gegründeten Glaubenserwartungen an ihren Gott wurden zwar weiter artikuliert, doch an der Geburt Jesu gingen diese großartigen Visionen unbeachtet vorbei. Dass einem erwählten Boten Gottes Menschwerdung offenbart wurde, ging über alles Begreifen. So stand sie auch im Widerspruch, in höchster Spannung zu dem Kind in der Krippe, zu dem verlassenen Mann am Kreuz und dem auferstandenen Christus.

Wenn wir nun trotz dem Zeichen, dem widersprochen wird, Weihnachten feiern, dann ist uns gezeigt, dass das “puer natus est nobis” aus der alttestamentlichen Überlieferung immer wieder neu zitiert und interpretiert wird und uns als geradezu grenzenlose Erwartung des Glaubens weiterhin begleitet. Ein Ausflug in die Musik, vom Gregorianischen Choral über unsere Weihnachtslieder zu den Werken der großen Komponisten, bringt uns das “puer natus est nobis” in besonderer Vielfalt nah. In meiner bildlichen Gestaltung weist an Stelle des Propheten ein Engel auf diese Verheißung hin.

“Pro nobis - für uns”, ist das Fazit dieser Betrachtung, so wie es Hermann Hesse im Gedicht sagt:

Immer wieder wird er Mensch geboren,
spricht zu frommen, spricht zu tauben Ohren,
kommt uns nah und geht uns neu verloren.

Immer wieder muss er einsam ragen,
aller Brüder Not und Sehnsucht tragen,
immer wird er neu ans Kreuz geschlagen.

Immer wieder will sich Gott verkünden,
will das Himmlische ins Tal der Sünden,
will ins Fleisch der Geist, der ewige, münden.

Immer wieder, auch in diesen Tagen,
ist der Heiland unterwegs, zu segnen,
unsern Ängsten, Träumen, Fragen, Klagen
mit dem stillen Blicke zu begegnen,
den wir doch nicht zu erwidern wagen,
weil nur Kinderaugen ihn ertragen.

Bernd Hildebrandt, Weihnachten 2013

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