Foliage Stars

Notes about the image (in English and German)


Representation of stars and leaves focusing on light and colour
Foliage Stars
Glass painting
Bernd Hildebrandt 2008

Foliage Stars

Glass painting based on 13th century Stained Glass at Esslingen, Germany

Of all Christian Festivals, Christmas is the richest in all forms of cultural expressions. Customs may vary from country to country, but they all have in common the strong symbolism found in most of the varied forms of light. Our desire to fill the festivities in the darkest season of the year with ornaments of light is understandable, especially when references to light have such a prominent place in the Bible, from God’s creation to his ultimate act of salvation. Christ called himself “The light of the world” (John 8.12). And the theme of “light in darkness” (John 1.1-5) has prominent place in the English hymnal for Christmas and right through to Epiphany.

As with gladness men of old
Did the guiding star behold,
As with joy they hailed its light,
Leading onwards, beaming bright,
So, most gracious God, may we
Evermore be led by thee.

W. Chatterton Dix, 1837–98

The visual effect of traditional illuminations, be it the warm candle light, the reflective shine of colourful baubles and glitter or any other festive ornament, have their place as long as they are seen as messengers of Christ’s nativity. However, if in our time this symbolic meaning got lost, the most luxurious decoration becomes superficial and fails to bring meaningful joy to the occasion, much like the cold light of a fluorescent tube. In this situation a journey into the past can be helpful. And thus, in my search for this year’s Christmas card motive I picked up an image created in the 13th century. Although originally most probably not created as a message for Christmas, the two foliage stars may as well serve as such today.

When in 1280/90 the Order of mendicant Franciscan friars built a church in the town of Esslingen in southern Germany, they tried to follow their principle of modesty. It was the unbroken light of windows in plain glass, which was to carry God’s presence in this world into the church. But the monks failed in their endeavour to forego any kind of decoration. The demand by the citizens for colourful glass led to the compromise to keep the popular figurative Bible windows to a minimum, but to make room for the sacred geometrical form of the ornament. On this background the foliage stars were created. There were 16 identical pairs placed in a tall window. As they were arranged opposite large foliage crosses, one can deduct that the ornaments were not just decorations, but also symbols for the nativity, death and resurrection of Christ.

It is also worth to remember that the splendour of a stained glass window cannot be viewed from the outside; it is in darkness. To view a window in light and colour, one needs to enter the church. It is likewise with Christmas. Although anybody can arrange a celebration, it will not carry the joy of Christmas, the birth of Christ, unless one enters the Bible and contemplates God’s gracious act of redemption.

In conclusion I quote from Jean Leymaries’ Introduction to Chagall’s Stained Glass Windows in Jerusalem:
A window, as carrier of the natural as well as the metaphysic light, is a holy vessel, a cosmic medium, and it is bearer of eternal significance.

Bernd Hildebrandt, Christmas 2008

 


Blattsterne – zur Weihnachtskarte 2008

Von allen christlichen Festen ist Weihnachten das reichste an Brauchtum in allen seinen kulturellen Ausdrucksformen. Die stärkste Symbolkraft haben in diesem Zusammenhang die lichtspendenden Quellen. Es ist ein verständliches Bedürfnis, dem Fest in der dunkelsten Jahreszeit, dem ausserdem eine festarme Zeit vorausging, einen frohen, hellen Glanz zu geben. In jedem Weihnachtsheft finden wir ja die Botschaft vom “Licht in der Finsternis” (Johannes 1, 1-5), vom “Licht der Welt” (Johannes 8, 12), dem “Stern der Gotteshuld” (Jochen Klepper).

Hätt einer auch fast mehr Verstand
Als wie die drei Weisen aus Morgenland
Und liesse sich dünken, er wäre wohl nie
Dem Sternlein nachgereist wie sie;
Dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
Sein Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
Fällt auch auf sein verständig Gesicht,
Er mag es merken oder nicht,
Ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.

Wilhelm Busch

Im anschaulichen Brauchtum haben wir deshalb auch eine Vielfalt von Licht, Farbe und ornamentalen Formen. Wenn heute die Sinnzusammenhänge in Vergessenheit geraten sind und die äussere Form der Dinge alleiniger Inhalt der Weihnachtszeit geworden ist, dann bekommt ein Blick über die Schulter in Vergangenes seine Berechtigung. Bei so einem Rückblick fiel mein Auge auf ein Motiv aus dem 13. Jahrhundert. Obwohl kein offensichtliches Weihnachtsbild, wählte ich es doch für meinen diesjährigen Weihnachtsgruss.

Als der zur Armut verpflichtete Bettelorden der Franziskaner in Esslingen, der Stadt am Neckar eine Kirche baute, bestand für die Mönche das Grundprinzip der Schlichtheit und des Verzichtes auf malerische Ausstattung. Das Licht zum Beispiel sollte als Träger der göttlichen Gegenwart in der Welt durch klares Glass grosser Fenster ins Gotteshaus fluten. Die anfänglichen Bemühungen des Ordens, auf geschmückte Fenster zu verzichten, waren jedoch nicht durchzuhalten. Aus dem Verlangen der Bürgerschaft entstand wohl der Kompromiss, farbige Bibelfenster weitgehend einzuschränken, aber der sakralen geometrischen Form des Ornaments freien Raum zu geben. Auf diesem Hintergrund entstanden die Blattsterne, die durchaus nicht nur oberflächlicher Schmuck, sondern auch Träger der seinerzeit allgemein verständlichen Symbolik waren. Diese Sterne wurden nicht ausdrücklich als Weihnachtssterne bezeichnet, aber als solche biete ich sie hier dem Beschauer in einer Nachzeichnung an. Wer hierzu und zu den anderen angedeuteten Themen etwas mehr lesen möchte, findet unten einige kurze Erklärungen.

Eine weitere Bedeutung, zutreffend für jedes künstlerisch gestaltete Kirchenfenster, liegt in der Tatsache, dass es von aussen gesehen im Dunkeln bleibt. Man muss schon in die Kirche hineingehen, um es im Licht der Sonne zu sehen. Auf gleiche Weise muss man sich in die Botschaft der Bibel hineindenken, wenn man sie als Heil erkennen und feiern will.

Bernd Hildebrandt, Weihnachten 2008

 

Weitere Hinweise zu den beschreibenden Stichworten und dem Motiv der Weihnachtskarte für 2008

Zur Symbolik der lichtspendenen Quellen: Gemeint sind an erster Stelle die Sonne, der Mond (der sein Licht von der Sonne bekommt), und die Sterne. Daneben aber auch die aus Menschenhand geformte Kerze und die Öllampe. Schwieriger wird es, wenn wir an die Gaslaterne und die Glühbirne denken, die aber wenigstens noch einen wärmenden Schein hat. Und das kalte Licht der energiesparenden Leuchtröhren ist in diesem Zusammenhang fehl am Platz.

Zum anschauliche Brauchtum des Weihnachtsfestes: Aus der Vielfalt erwähne ich hier wiederum die Kerze, die mit Kerzen bestückten Ornamente wie Kränze, Weihnachtspyramiden und Lichterbögen, sowie die Transparente, die dem bunt verglasten Fenster am nächsten stehen. Dazu gehören auch die ornamentalen Sternformen, die das Licht reflektierenden bunten Glaskugeln und das Lametta.

Zu dem Motiv der Blattsterne: Nach einer Rekonstruktion der Chorverglasung der Franziskanerkirche in Esslingen um 1280/90 (nach Hans Wentzel, 1958), wiederholte sich das Sternenpaar in einer langen Bahn im Fenster 16 mal. Jeder Sternenpaar-Scheibe stand eine Scheibe mit einem Blattkreuz gegenüber. Diese Anordnung allein lässt die Deutung zu, dass im Stern Christi Geburt und im Kreuz Tod und Auferstehung symbolisch dargestellt sind.

Als ich mit Zirkel und Lineal meine Nachzeichnung began, entstand zuerst ein Geflecht von vielen sich kreuzenden Linien und geometrischen Formen, die nach und nach zu den zwei achtstrahligen Sternen wurden. Es ist natürlich unvergleichlich leichter, das Original eines Meisters nachzuvollziehen, als etwas Neues zu schaffen. Das Originalfenster aus dem 13. Jahrhundert hat nur zwei ausgebesserte Stellen, trotzdem gibt die Nachzeichnung auf Glas, (ohne ablenkende, zusätzliche Verbleiung), einen guten Eindruck der originalen Präzision.

Zur Verzierung durch Blätter: Der Künstler des 13. Jahrhunderts hatte bei der Wahl von Planzen und Blättern volle Freiheit, denn die Pflanzenwelt fand Anwendung wegen ihrer Schönheit und hatte in sich keinerlei symbolische Bedeutung. Das Blatt des Weinstockes (Joh. 15,1-8) und das Eichenblatt (als Sinnbild der Unsterblichkeit) sind hier wohl als Ausnahmen zu betrachten.

Bei den Blattsternen geht es nicht so sehr um die Art der Blätter als um ihre Anordnung. So bilden die Blätter im oberen Stern zwei Kreuzformen, die einen achtstrahligen Stern bilden: das griechische Kreuz und das Andreas- oder Schrägkreuz. Im Andreaskreuz sind wohl eindeutig Eichenblätter zu erkennen, während die anderen vier Blätter stilisierte Wein- oder Ahornblätter sein könnten.

Eindeutiger ist da die Symbolik der Zahl Vier, die ein Symbol des irdischen Universums, wie der Königsherrschaft Gottes ist, die alle vier Himmelsgegenden beansprucht. Die Zahl weist auch auf die vier Evangelisten. Die Viergestalt (Tetramorph) in ihrer vielfältigen Bedeutung kann hier nicht ausgeführt werden. Es sei lediglich erwähnt, dass die zweimal vier Blätter im Stern als Acht eine heilige Zahl bilden, die aus vorchristliche Zeit kommt. Acht Strahlen sind das Erkennungsmerkmal des Weihnachtssterns.

Im unteren Stern ist die Kreuzform offensichtlicher. Er hat aber in allen vier Feldern Dreiblätter, die auf die Trinität, die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe und eine ganze Reihe weiterer Bedeutung weisen.

Zur Farbensymbolik: Obwohl sich für die liturgischen Farben seit dem 12. Jahrhundert genaue Vorschriften herausgebildet hatten, war der Glasmaler zunächst auf die ihm zur Verfügung stehenden Färbungsprozesse beschränkt. Die sich dann in der Renaissance erweiternden Möglichkeiten haben der Glasmalerei nicht immer zum Besten gedient. Da in der Literatur über Glasmalerei fast nie etwas über Farbensymbolik zu finden ist, sondern nur auf die in bestimmten Epochen bevorzugten Farben hingewiesen wird, kann man hier nur etwas über die allgemeine Bedeutung in der Kunst der Zeit aussagen. Das Blau im Zentrum der Blattsterne ist die Christusfarbe. In der Umrandung ist Rot die Gottesfarbe und Gelb die Farbe des Heiligen Geistes. Gelb ist gleichzeitig als Ersatz für Gold zu sehen, das Zeichen des Kostbaren. Gold bedeutet jenes Licht, von denen die zahlreichen Lichtstellen der Bibel sprechen. Da Grün aus der Christusfarbe Blau und der Geistesfarbe Gelb entsteht, ist es die Farbe der durch den Heiligen Geist an Christus Glaubenden. Es ist die Farbe der höchsten Erkenntnis. Im Alten Testament ist Grün bereits die Farbe der göttlichen Barmherzigkeit; und nicht zuletzt die Farbe der Kardinaltugend Hoffnung, der Auferstehungserwartung. Das zwischen Blau und Rot im Zentrum der Sterne verbleibende Weiss ist die Farbe der Reinheit, des ungebrochenen Lichtes, der absoluten Wahrheit.

Abschliessend möchte ich noch aus Jean Leymaries Vorwort zu Chagalls Glasfenster von Jerusalem zitieren, weil es treffend das Esslinger Blattstern-Fenster beschreibt:

“Der Farbbereich beruht auf vier beherrschenden Farbtönen: Blau, Rot, Gelb und Grün...”

“Als Träger des natürlichen wie metaphysischen Lichts ist das Fenster ein heiliges Gefäß, ein kosmisches Medium, und es ist Träger unendlicher Bedeutung.”

Bernd Hildebrandt, Weihnachten 2008

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